Dichtring Drehmomentwandler ersetzen | |
In einer zeitgenössischen Ausgabe der Publikation So wird's gemacht stolperte ich über den Satz:
Achtung: Wurde der Wandler mit ausgebaut, ist er unbedingt mit einem neuen Dichtring wieder einzusetzen.
(Vergleiche Kapitel Motor-Einbau / Punkt 1). Dieser winzige Satz sollte
mich monatelang beschäftigen, weswegen ich zunächst grundsätzlich von einem Ausbau des
Wandlers dringend abrate, solange er nicht unbedingt (z.B. wegen eines Kolbenfressers) ausgebaut werden muss.
Nach dem Motor-Ausbau muss der Wandler dann unbedingt mit einem
selbst angefertigten, stabilen Blech gesichert werden (Siehe nebenstehende Abbildung). | |
Kein Problem, dachte ich. In den originalen Werksunterlagen war der simpel beschriebene Vorgang mit drei winzigen Bildern abgehandelt (Vergleiche Kapitel Wandlerdichtring ersetzen). Also ruckzuck den alten Dichtring mit einem Schraubendreher herausgehebelt (geht problemlos von der Seite durch die Öffnungen in der Getriebeglocke) und bei VW einen Dichtring geordert, der (Stand Sommer 1999) für 19,- Euro noch erhältlich ist. Da ich das teure Stück nicht schief einpressen wollte, begab ich mich auf die Suche nach dem Spezialwerkzeug VW792. Ich schätze, 50 VW-Händler habe ich abgeklappert, bis ich über ein VW-Vertriebszentrum an einen Händler in meiner Nähe verwiesen wurde. Dieser fertigte sich selbst ein Presswerkzeug an und presste den Ring ein. Ende gut, alles gut, sollte man meinen. Das (teure) Ergebnis konnte mich allerdings nicht durchweg überzeugen. Spätestens mit dem Defekt an der Getriebeglocke musste ich einen zweiten Ring kaufen, mit dem ich mich wieder zu besagtem VW-Händler bewegte, um ihn einpressen zu lassen. Diesmal war die Sache kostenlos, was mich sehr wunderte. Zu Hause angekommen entdeckte ich den Grund: Der teure war nicht komplett eingepresst, sass schief und wurde mit Fettkragen abgedichtet. Da nun einerseits das Fett beim Anblick eines Schwalls 80 Grad Celsius heisser ATF-Flüssigkeit sicherlich das Weite suchen würde (dicht gefolgt von der ATF-Flüssigkeit selbst) und der Ring zudem auch noch am Wandler schleifte, orderte ich den dritten Dichtring und begab mich noch intensiver auf die Suche nach VW792. Unter Einschaltung der VW-Hotline und der Stiftung Automuseum Volkswagen bekam ich die Anschrift eines VW-Händlers in Stuttgart. Ein Anruf förderte immerhin den Einpresstopf zutage, den mir gegen 50 Euro Pfand zusenden liess. Bevor ich nun gleich die Anschrift und den Ansprechpartner veröffentliche, eine dringende Bitte: Bitte seid nett zu Herrn Büttner. Er hat mir sehr geduldig geholfen und ich möchte keinesfalls, dass er Ärger bekommt. Bitte. Herzlichen Dank.
(VW/AUDI) Autohaus Holzer GmbH und Co KG
Nachdem ich das Werkzeug komplett aufgearbeitet habe (Scheinbar wurde damit alles mögliche eingepresst, nur keine
Wandlerdichtringe), konnte ich den Dichtring vollkommen ohne Probleme einpressen. Eine nette Opelwerkstatt fertigte
mir hierzu eine Traverse an. Kostenlos. Es gibt wirklich noch nette Leute. Noch ein wichtiger Hinweis:
Die Freilaufstütze (dort drüber wird der Dichtring gestülpt) hat messerscharfe Kanten, die sich bei Druckaufbau
im ATF-Kreislauf in den Gummi des Dichtringes hineinkrallen. Das ist so gewünscht, um die Dichtigkeit zu erhöhen.
Allerdings hat diese Lösung einen gravierenden Nachteil: Wurde der Dichtring einmal eingepresst, lässt er sich
nicht wieder entfernen. Durch die Kanten der Freilaufstütze würde der Gummiwulst abgeschnitten. Also, bitte
erst genau hinschauen, zentrieren, ansetzen und einpressen. Einen zweiten Versuch gibt es definitiv nicht. In
diesem Falle freut sich der VW-Händler um die Ecke über weitere 19,- Euro ;o)
Autor: Webmaster / 18. Februar 2000.
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